DNA-Genealogie 2: atDNA, yDNA, mtDNA
DNA-Genealogie – was ist das?
DNA-Genealogie ist die Verbindung der traditionellen, quellenbasierten Genealogie / Familiengeschichtsforschung mit der Analyse des menschlichen Erbguts (DNA). Dazu wird eine Speichelprobe bzw. Probe von Zellen aus der Mundschleimhaut entnommen, aus der das Erbgut isoliert wird. Dann werden bestimmte Teile des genetischen Codes entschlüsselt. Die individuell unterschiedlichen Merkmale lassen Aussagen in unterschiedlichen Bereichen zu:
- die fernere oder nähere Verwandtschaft mit anderen getesteten Personen (atDNA)
- die direkte Verwandtschaft in der väterlichen, rein männlichen Linie (yDNA)
- die Herkunft der direkten väterlichen Linie in den letzten Jahrtausenden (yDNA)
- die direkte Verwandtschaft in der mütterlichen, rein weiblichen Linie (mtDNA)
- die Herkunft der direkten mütterlichen Linie in den letzten Jahrtausenden (mtDNA)
- die Zusammensetzung der Vorfahrenschaft in Hinblick auf ihre geographische (oder ethnische) Herkunft (atDNA).
Die Aussagekraft in diesen verschieden Bereichen ist unterschiedlich groß und hängt auch von der Fragestellung ab. Wer nach DNA-Verwandten (d. h. nach Personen, die einen kleinen Anteil identischer DNA haben) mit einem gemeinsamen Vorfahren im Bereich von etwa zehn bis zwölf Vorfahrengenerationen sucht (1), wird in der Regel gute oder sehr gute Ergebnisse erzielen.
Wer eine Antwort auf die Frage haben möchte, ob alle Namensträger Knipschild auf denselben Vorfahren zurückgehen oder nicht (2), wird ebenfalls eine klare Antwort (ja oder nein) erhalten. Wer die Herkunft des unbekannten Urgroßvaters über einen Test der yDNA klären möchte (2), kann theoretisch damit Erfolg haben, aber ein Erfolg ist einigermaßen unwahrscheinlich.
Wer sich für die Herkunft der direkten väterlichen oder mütterlichen Linie in den letzten Jahrtausenden interessiert (3 und 5) und wissen möchte, ob die direkten männlichen Vorfahren Jäger und Sammler waren oder zu den frühen jungsteinzeitlichen Ackerbauern gehörten, wird mittlerweise gute Antworten erhalten, die sich in der Zukunft sicher noch präzisieren lassen. Hier handelt es sich allerdings sich nicht mehr um Genealogie im eigentlichen Sinne.
Wer sich für die geographische Herkunft oder die ethnische Zusammensetzung der Vorfahren interessiert (Amerikaner interessieren sich u. U. für Fragen wie: Habe ich indianische Vorfahren? Woher in Afrika stammen meine Vorfahren?), bekommt derzeit Ergebnisse, die in manchen Fällen recht gut sind, in anderen Fällen einigermaßen unsinnig.
Mit diesem Teilbereich der Genealogie beschäftigt sich die International Society of Genetic Genealogy.
Was ist atDNA, yDNA, mtDNA?
Grundsätzlich müssen drei verschiedene Arten von DNA unterschieden werden. Das Erbgut des Menschen ist in jeder Zelle in 46 Chromosomen gespeichert, die jeder zur Hälfte vom Vater und zur Hälfte von der Mutter erbt.
44 dieser Chromosomen werden „Autosomen“ genannt und paarweise von 1 bis 22 durchnumeriert. Die restlichen beiden Chromosomen sind die Geschlechtschromosomen X und Y. Männer haben ein X- und ein Y-Chromosom, Frauen haben zwei X-Chromosomen. Daraus ergibt sich, dass das Y-Chromosom immer nur vom Vater an den Sohn vererbt bzw. umgekehrt, dass das Y-Chromosom nur aus der rein männlichen Linie stammt.
Zusätzlich gibt es ein besonderes Erbgut in den Mitochondrien, den „Kraftwerken“ in den Körperzellen. Diese besondere Erbgut ist nur in den Eizellen der Mutter enthalten, nicht in den Samenzellen des Vaters. Daher wird dieses besondere Erbgut nur und ausschließlich von der Mutter an alle ihre Kinder vererbt.
Für genetische und genealogische Fragestellungen können drei Bereiche untersucht werden:
- atDNA = autosomale DNA: das Erbgut in den Autosomen, den 22 Chromosomenpaaren, und im X-Chromosom (von beiden Eltern vererbt).
- yDNA: das Erbgut im Y-Chromosom (nur vom Vater vererbt).
- mtDNA = Mitochondrien-DNA: das Erbgut in den Mitochondrien (nur von der Mutter vererbt)
Bei der Untersuchung wird aus Kostengründen nicht das ganze Erbgut untersucht, sondern es werden jene Abschnitte oder Stellen untersucht, wo häufiger Variationen auftreten (können, aber nicht jene Abschnitte oder Stellen, wo alle Menschen genetisch übereinstimmen. Dabei werden von den Anbietern für DNA-Genealogie zwar möglicherweise auch Stellen untersucht, die Auskunft über medizinische Sachverhalte geben können, aber es erfolgt keine Untersuchung auf Erbkrankheiten oder dergleichen, und es werden auch keine Informationen über medizinisch relevante Variationen mitgeteilt.